kig Kultur in Graz. Plattform f?r interdisziplin?re Vernetzungsarbeit.

Lesen Programm Kulturarbeit Kurse Ausschreibung Jobs ausLage ?ber uns Links




´^` zurück    ! neu...     * alle kategorien


Willkommen in der Sauna!

Wie wäre es, Graz und seine BewohnerInnen einmal aus der Perspektive einer finnischen Sauna zu betrachten? Das habe ich mir zur Aufgabe gemacht und schreibe hier meine Ergebnisse aus dem Spa zur Sonne auf.

Sonntags ist es in der Sauna am besten. Weshalb? Weil sonntags am meisten los ist. Der Entspannungswert ist hierbei infrage zu stellen, aber Entspannung darf man sich eben nicht erwarten, wenn man am Sonntagabend ins Spa zur Sonne geht.
Letzten Sonntag wurden meine Begleitung und ich mit den Worten: „Wollen Sie wirklich da rein?“ an der Kassa empfangen und erklärend: „Heute ist wirklich viel los. Ich sag’s Ihnen nur!“
Ob diese Information den BesucherInnen oder der Dame an der Kassa das Leben erleichtern sollte, ist die Frage. Denn in eben jenem Moment hängte sich der Computer auf, biss sich an einem der Gäste in seinem System fest, weshalb alle weiteren Spa-BesucherInnen mit Kuli auf Papier festgehalten werden mussten. Wir entschlossen uns, zu bleiben und als weitere einladende Geste sagte die Dame „Scheiße“, als sie unser Geld entgegennahm.

Zu viel hatte sie jedenfalls nicht versprochen. Der Entspannungsraum im Saunabereich war knallevoll, zum Glück bot aber die Sandoase eine geduldige Möglichkeit, dem Trubel im sonntäglichen Entspannungsbereich zu entfliehen.
In der „echten“ Sauna, wie wir sie zuhause umgangssprachlich nennen, also in der finnischen, saßen etwa sechs nackte Männer dicht gedrängt nebeneinander, vor der Sauna wedelte bei geöffneter Tür ein weiterer nackter Mann mit einem Handtuch. Als er uns sah, meinte er: „Wollt ihr euch nicht hineinsetzen?“ Ich warf einen forschenden Blick in den kleinen Raum mit den dicht an dicht gedrängten Männern, woraufhin einer meinte: „Wir sind kein Aquarium!“
„Ich wollte nur sehen, ob wir noch Platz finden“, sagte ich entschuldigend und wir beschlossen zu warten, bis der Hokuspokus vorüber war. Nach dem Aufguss würden ohnehin alle mit hochrotem Kopf aus der Sauna fliehen.
Wobei wir bei einem zentralen, in der Sauna selbst oft diskutierten Thema wären:
Wie viel Aufguss verträgt eine finnische Sauna? In welchen Zeitabständen?

Ich recherchiere hierfür auf Wikipedia und finde zwar bezüglich der zweiten keine, allerdings bezüglich der ersten Frage gute Antworten. Allgemein wird der Aufguss meistens als der Höhepunkt des Saunabadens angesehen[1] liest man. Das Problem besteht jedoch darin, dass Kommen und Verlassen der Sauna zu unterschiedlichen Zeitpunkten stattfinden, weshalb der Zeitpunkt, der für den einen bereits ein Höhepunkt ist, für die andere erst ein Beginn sein kann. Das wäre an sich nicht tragisch, käme es bei den unterschiedlichen Ansichten über einen und denselben Zeitpunkt nicht zu Streitereien. Das passierte mir nämlich einmal und ich möchte hier gerne von dem Ereignis erzählen, wobei ich eine kleine Schlüpfrigkeit, in Gestalt des Namens des Protagonisten, einflechten muss.
Ein junger Mann, nennen wir ihn den Pimmelhansi, möchte, eine Sekunde, nachdem ich die Sauna betreten habe, einen Aufguss machen.
„Is’ ok fia eich, wenn ma jetzt an Aufguss mochn?“, fragt er, lässt auf seine Frage allerdings nur eine einzige Antwort zu.
„War nicht gerade erst ein Aufguss?“, frage ich.
Und füge hinzu: „Außerdem bin ich gerade erst gekommen.“
Wobei wir beim Problem des Höhepunktes wären.
Der Pimmelhansi setzt sich schnaubend auf die unterste Stufe der Sauna (wo es bekanntlich am kühlsten ist), zwei Minuten später verlässt er wieder schnaubend und kopfschüttelnd den Raum. Als wir uns beim Verlassen der Garderobe noch einmal begegnen, schaut er stur an mir vorbei und sagt nichts zum Abschied.
Dabei fällt mir ein, dass ich die Art der Bekanntschaften interessant finde, die man in der Sauna macht. Es gibt Menschen, die man nur aus der Sauna kennt und nur – so behaupte ich – in der Sauna wiedererkennen würde. Denn angezogen und mit trockenem Haar sehen sie völlig anders aus. So weiß man zum Beispiel schon: Das ist der Pimmelhansi, das ist der mit den Turnübungen, das ist der Akkordeonist, das ist der Sänger, das ist der Typ vom Falter, das ist die mit der Küche und so weiter.
Wobei wir bei einem anderen Thema angelangt wären: Bei der Schwierigkeit des Sprechens in der Sauna nämlich. Auch hierzu gibt es keine klar definierten Regeln. Der eine entspannt sich beim Reden, die andere beim Schweigen. So ist das. Manchmal ist alles gesagt, manchmal trifft man sich zum Quatschen in der Sauna. Unterschiedlich ist dabei auch die eigene Position: Wenn ich etwas Wichtiges zu erzählen habe, ist Reden natürlich erlaubt. Wenn ich alles gesagt habe, sollen die anderen bitte auch schweigen. Ich habe allerdings noch nie jemand zurechtgewiesen (obwohl ich das mit der Küche, der Scheidung und der hohen Telefonrechnung wegen überschrittenen Datenvolumens gerne nicht gehört hätte). Jedoch habe ich mich schon mal in ein Gespräch eingemischt. Das war aber nur ein kleiner Erpressungsversuch meinerseits. Im erwähnten Gespräch sprachen zwei Herren ein nicht ganz so feines Wort über jemand, den ich zufällig kannte und so brachte ich mich zum Zeitpunkt des Aufgusses ein, um die Art des ätherischen Öls zu bestimmen.
„Also dieses zitronige find’ ich am grauslichsten“, meinte einer der beiden Herren, der jetzt den Aufguss machte.
„Ich kenne übrigens den H. H. Und ich hätte gerne das zitronige.“
Ich weiß nicht mehr, ob ich gewonnen habe, jedenfalls entstand ein sehr nettes Gespräch zwischen mir und den beiden Herren.
Vor kurzem wurde ich allerdings mit einem „schschschschschschschschschschschschschsch“ zurechtgewiesen, als ich mich mit einer Bekannten über übermäßigen Alkoholkonsum unterhielt.
Das war bevor das spirituelle Gespräch begonnen hat und alle die Flucht ergriffen haben:
„Die Erde muss zurück in ihren dreidimensionalen Zustand – i waß: Es is’ schwer zu verstehen und i versteh’s söba net gonz. Oba es is die Wohrheit!“
„Und host du g’wusst, dass wir von am Signal obhängig san? Ohne Signal können wir net überleben. Es konn aus dir söba aussakumman, oder aus wem ondan.“
„I sog nur: Wenn zwei oder mehr in meinem Namen versammelt sind, so bin ich mitten unter ihnen.“

Es muaß holt immer wos los sein. Auch in der Sauna.
Es wäre meiner Meinung nach eine Überlegung wert, einen Erlebnis-Aufguss im Spa zur Sonne einzuführen:

Beim Erlebnis-Aufguss steht der Spaß im Vordergrund, weshalb auch während des Aufgusses geredet werden darf. Häufig werden hierbei Witze erzählt oder die Gäste und der Saunameister werfen sich gegenseitig herzlich gemeinte boshafte Kommentare zu.2

Möglicherweise würde das den Hunger nach action stillen und man müsste viel weniger oft Aufgüsse machen. Man könnte sich dann auch einen anderen Namen für das Spa überlegen: Spaß zu Sonne zum Beispiel.

Um zehn Uhr schließt das Spa zur Sonne, um halb zehn die Sauna. Zehn vor halb zehn werden die Kerzen gelöscht und wer jetzt noch durstig ist und nichts zu trinken eingepackt hat, muss sich an der Wasserleitung bedienen, denn der Wasserbehälter ist der Sperrstunde bereits zum Opfer gefallen.
Punkt halb zehn ist dann aber wirklich Schluss mit der Entspannung: „So, bitte den Saunabereich jetzt verlassen, wir schliiieeeßen! I muaß do jetzt zommraman!“ Mit diesen Worten beginnt eine Mitarbeiterin die Türen aller Saunas und die Fenster zur Straße hin aufzureißen und die rutschfesten Gummimatten zusammenzurollen.
In der Garderobe hat man dann noch die Möglichkeit elektronische Popmusik oder Hits aus den achtziger Jahren zu hören. Auch hier fällt mir ein alternativer Name für das Spa ein: Pop zur Sonne.

Abschließend möchte ich sagen: Danke, dass es dich gibt und dass du mein Leben bereicherst, Spa zu Sonne, Spaß zur Sonne, Pop zur Sonne – oder welchen Namen auch immer du tragen magst.

.... .... .... ....

Text u Bild: kateřina černá: Ich bin eine große Träumerin, ewige Pläneschmiederin, Künstlerin, Freundin, Schwester, Sängerin, Meer- und Kaffee-, Liebhaberin, Schriftstellerin auf der Suche nach der Antwort auf die Frage, wie spät es jetzt wohl in Ulaanbaatar ist.

.... .... .... ....

[1] de.wikipedia.org/wiki/Finnische_Sauna#Aufgusszeremonie> ...








    Kolumne/katerina cerna


    21.01.2016
    KATER VS. HUNDE

    18.07.2014 SPURENSUCHE

    23.05.2014 Garten teilen?

    17.09.2013 Juanita’s Nähbox

    18.07.2013 Sommerliches Journalismusloch

    20.06.2013 Das Gmota Kollektiv Café oder: Kaffee mal anders.

    21.02.2013 Klay – Ein Porträt

    28.01.2013 Graz goes Berlin

    17.12.2012 Maneki Nekoč oder: Eine Band sorgt für Aufruhr

    06.11.2012 Coffee & Music

    01.10.2012 Wie mans macht

    29.08.2012 Sankt Onlein – regionaler Konservativsmus statt globaler Problemlösung?

    27.07.2012 Sperrt Graz bald zu?

    18.06.2012 Liebesschlösser in Graz – per sempre?

    02.05.2012 Beatrice Baumanns Buchladen Büchersegler

    02.03.2012 Knödel

    30.01.2012 Willkommen in der Sauna!

    21.12.2011 Willkommen in Graz!

    07.11.2011 Abenteuer und Ausbeutung einer freischaffenden Philologin

    #modul=kig_rotation##where aktiv=1# #modul=kig_rotation#

    Volltextsuche
    KiG! Mailingliste: @

    CROPfm

    <#no_bild#img src={bild}>{text}
    <#no_bildklein#img src={bildklein}> {headline}





    KiG! lagergasse 98a - A - 8020 graz - fon & fax + 43 - 316 - 720267 KiG! E-Mail.